Weibersturm und Männerhagel von Machander/Sabine Oliver - Taschenbuch

Weibersturm und Männerhagel
Dt/tschech
ISBN/EAN:  9783865121769
Sprache: Deutsch
Umfang: 151 S., 37 Illustr., schwarz-weiß Bilder
Einband: kartoniertes Buch
Sabina Pappenberger, Oliver Machander: Weibersturm und Männerhagel Pobourené báby a chlapi jako kroupy Sagenumwobene Geschichten aus Regensburg, Pilsen und dem böhmischen Bäderdreieck Liebe Leserin, lieber Leser, vielen Dank, dass Sie dieses Buch in Ihren Händen halten. Es soll Ihnen zur Unterhaltung dienen. Nicht mehr, doch auch nicht weniger. Es ist der Wunsch aller Beteiligten, dass dieses Büchlein Sie erheitere und frohgemut stimme. Die Geschichten und Handlungen spielen in und um Regensburg sowie Pilsen und dem berühmten Kurdreieck. Die sechs Geschichten haben keinerlei Anspruch auf Wahrheit und Wirklichkeit. Zwar sind sie alle inspiriert durch wahre Örtlichkeiten, Gegebenheiten, historische Personen, Sagen und Legenden, den-noch ist alles fiktiv und frei erfunden. Außer, dass in der schönen Oberpfalz und im schönen Böhmer-land vortreffliche Biere gebraut werden. Natürlich sind beide Regionen außerordentlich zauberhaft, ihre Mädchen reizend, Land und Leute immer einen Besuch wert. So hoffen wir, dass dieses Buch Ihre Neugier erweckt, damit unsere wunderbare Nach-barschaft weiter wächst und gedeiht. Morsak Verlag, Grafenau
Der Basilisk zu Regensburg Werte Leserinnen und Leser. Gestatten, Schutz und Trutz. Wir wollen Euch heute berichten, was sich einst für eine schreckliche Tragödie zutrug, die dazu führ-te, dass wir bis zum heutigen Tage als steinerne Wächter das Alte Rathaus zu Regensburg vor allen Feinden und Gefahren schützen. Im Jahre des Herrn 1408 herrschte über die Weiten der Oberpfalz eine entsetzliche Dürre. Seit Wochen brannte die Sonne unbarmherzig auf das Land nieder und selbst die stolze Donau war nur noch ein ärm-liches, schlammiges Rinnsal. Alles Volk litt unter der sengenden Hitze, ganz gleich, ob edel oder gewöhnlich. Auch für die kaiser-liche Familie waren die Tage eine Qual. Kaiser Rup-recht II. von der Pfalz weilte mit seiner Gemah-lin Beatrix von Sizilien-Aragon sowie dem kaiser-lichen Prinzen Ludwig und dessen junger, sechzehn-jähriger Gemahlin, Blanca von England, in der Reichsstadt. Die hohen Herrschaften verließen nur noch des Nachts ihre Gemächer, um in den kühlen Abendstunden etwas frischere Luft zu atmen. Selbst das Wasser in den Brunnen Regensburgs wurde knapp. Der prächtige Justitiabrunnen am Haidplatz, in der Nähe des Alten Rathauses, war in jenen Tagen noch nicht errichtet. Stattdessen fand man dort einen schlichten, öffentlichen Brunnen, der aus einer Lei-tung aus dem westlich gelegenen Dorf Dechbetten gespeist wurde. Genau dort spielte sich das Drama, besser gesagt, unsere Tragödie ab. Eine große Aufregung verbreitete sich in der Nacht vom 07. Juni 1408 in der Küche des Alten Rathauses. Der leicht aufbrausende Koch Neithard schalt die arme Küchenmagd Luzi, da sie kein Wasser aus dem nahen Schöpfbrunnen des Haidplatzes, so wie er es ihr aufgetragen, gebracht hatte. Die kaiserliche Fami-lie hatte nach frischem Wasser befohlen. Stattdessen stammelte die Maid nun etwas von einem Untier, das sie am Grund des Brunnens gesehen haben wollte und von einem bestialischen Gestank, der von unten heraufstieg, sowie von seltsamen, teuflischen Geräu-schen, die sie glaubte gehört zu haben. Als sich Luzi selbst nach derben Drohungen und einer schallenden Watschn immer noch weigerte, Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, beschloss Neithard, sich selbst auf den Weg zu machen, um dem Küchengesinde zu beweisen, was für eine ängstliche und dumme Gans die Luzi sei. Mein Kamerad Franz, heute besser bekannt unter dem Namen Schutz, und meine Wenigkeit Xaver, heute berühmt als Trutz, hatten just in diesem Au-genblick die Küche betreten, um uns an einem frisch-en, geschmackigen Bier zu stärken. Das aufgebrachte Küchengesinde bat uns inständig, Meister Neithard zu begleiten. Von ihnen selbst war keiner dazu bereit, denn sie alle meinten nichts anderes, als dass der Leibhaftige selbst im tiefen Brunnenschacht harre, um sich die Seelen armer Sünder zu holen. "Was ist dann mit unseren Seelen?", wollte Franz wissen. "Ja mei, ihr seid doch so selig, da will der Böse gewiss nichts von Euch!", flötetet die gute Luzi. "Und wie! Bierselig sind wir!", lachte ich. "Also, schenk' uns eine Halbe ein und dann begleiten wir den alten Grantler." "Was soll das heißen?", grollte Neithard. "Sei du lieber staad, hol ein Seil, eine Pechfackel und dann geh ma!" Man reichte uns zwei Humpen, wir nahmen einen kräftigen Schluck und schon war der Koch mit einem Seil und einer Fackel bereit. Kurz darauf standen wir allein in finsterer Nacht mitten auf dem Platz vor dem Brunnen. Nur die Fackel spendete ein wenig flackerndes Licht. "Also, stinken tut's scho!", meinte Franz. "Mei, vielleicht is a Viech nei", vermutete ich. "Dann ist es nur gut, dass wir da sind. Dann müssen wir eben den Brun-nen reinigen", bemerkte der Koch. "Was heißt da wir?! Des kannst scho selber machen. Wir halten das Seil und du siehst einmal nach was es gibt", befahl ich. Meine Antwort schmeckte Neithard nicht. Aber so war es in jenen Tagen. Wir waren Ritter. Zwar von niedrigem Adel, aber wurscht. Adel ist Adel. Der Koch musste gehorchen. Er ließ sich das Seil um den Bauch binden und

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