Knallkopf Wilson von Mark Twain - gebundenes Buch

Knallkopf Wilson
Eine Geschichte - Manesse Bibliothek der Weltliteratur
ISBN/EAN:  9783717522003
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Einband: gebundenes Buch
Auch erhältlich als:
Mark Twain als Krimiautor Mark Twain war Stimme und Herz der amerikanischen Südstaaten. Wie schon in seinen beliebten Romanen um Tom Sawyer und Huckleberry Finn macht er auch in dieser burlesken Kriminalkomödie seine Heimat am Mississippi zum Schauplatz haarsträubender Verwicklungen. Ein unterhaltsamer Fund für Twain-Kenner wie -Neulinge.Als sich der Jurist David Wilson in Dawson's Landing niederlässt, steht er rasch im Ruf, ein Knallkopf zu sein. Allzu suspekt erscheinen sein schottischer Humor, seine Ostküsten-Provenienz und die Vorliebe für ausgefallene Hobbies: Der kauzige Eigenbrötler sammelt Fingerabdrücke, praktiziert das Handlesen und brütet mit Vorliebe über Alltagsweisheiten für einen nach ihm benannten Almanach. Dabei fällt Wilson nur auf den ersten Blick aus dem Rahmen, tummeln sich in dem gemütlichen Städtchen bei näherer Betrachtung doch noch weitere originelle Gestalten: Roxy, die Sklavin mit der hellen Haut; Sohn Chambers und Ziehsohn Tom, die Roxy als Säuglinge absichtlich vertauscht hat, und die nun nichtsahnend sehr unterschiedliche Lebenswege einschlagen; nicht zu vergessen Angelo und Luigi Capello, die ominösen Zwillinge aus florentinischem Adel. Verwechslung, Rollentausch und Betrug bestimmen den Alltag der Herren und Sklaven in Dawsons Landing, und am Ende geschieht gar ein Mord, bei dessen Aufklärung Knallkopf Wilson die Schlüsselrolle spielt.Die Mark Twain (1835-1910) eigene, einzigartige Mischung aus witziger Unterhaltung und beißender Kritik - an Standesdünkel und amerikanischem Südstaatenrassismus - zeichnen auch die vorliegende Kriminalgeschichte aus. Diese überrascht als zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Werk, das den berühmten Romanen des populären Autors um nichts nachsteht.
DEM LESER INS OHR GERAUNT Wer sich in juristischen Angelegenheiten nicht auskennt, dem werden allzu leicht Fehler unterlaufen, wenn er eine Gerichtsverhandlung mit der Feder ablichten möchte; daher war ich nicht gewillt, die juristischen Kapitel in diesem Buch in Druck zu geben, ohne sie zuvor einem ausgebildeten Barrister - so heißen die doch? - zur strengen und ausgiebigen Prüfung und Korrektur vorzulegen. Diese Kapitel stimmen jetzt bis ins kleinste Detail, denn sie wurden neu verfasst unter der strengen Aufsicht von William Hicks, der vor fünfunddreißig Jahren in Südwest-Missouri ein Weilchen Jura studiert hat, dann aus gesundheitlichen Gründen hierher nach Florenz gekommen ist und der immer noch für Kost und Logis, auch um nicht aus der Übung zu kommen, in Macaroni Vermicellis Schuppen, dem mit dem Pferdefraß, aushilft, der sich ein Stück weiter oben in dem Seitengässchen befindet, wenn man von der Piazza del Duomo um die Ecke biegt, direkt hinter dem Haus, wo der Stein in die Mauer eingelassen ist, auf dem Dante vor sechshundert Jahren zu sitzen pflegte, wenn er vorgab, den Bau des Campanile von Giotto zu beobachten, und doch des Zuschauens überdrüssig wurde, sobald Beatrice vorüberkam, in der Absicht, einen handlichen Kanten Kastanienkuchen zu kaufen, ehe sie zur Schule ging, damit sie sich damit im Falle eines Ghibellinen-Aufstandes1 verteidigen konnte; man verkauft übrigens an derselben alten Bude noch immer den gleichen alten Kuchen, und er ist noch genauso locker und gut wie damals, was keine Schmeichelei ist, ganz im Gegenteil. Hicks' juristische Kenntnisse waren etwas eingerostet, aber er hat sie für das Buch aufpoliert, und die zwei oder drei juristischen Kapitel gehen jetzt klar. Das hat er mir selbst gesagt. Eigenhändig aufgeschrieben am zweiten Januar 1893 in der Villa Viviani2 im Dorf Settignano, drei Meilen hinter Florenz, auf den Hügeln, welche ganz sicher die reizendste Aussicht bieten, die man auf diesem Planeten finden kann, und außerdem die traumhaftesten und hinreißendsten Sonnenuntergänge, die man auf jeglichem Planeten oder sogar in jeglichem Sonnensystem finden kann - und aufgeschrieben zudem in dem großartigsten Raum des Hauses, wo die Büsten der Cerretani- Senatoren und anderer Zelebritäten dieses Geschlechts wohlwollend auf mich - wie früher auf Dante niederblicken und mich stumm bitten, sie in meine Familie aufzunehmen, was ich mit Vergnügen tue, denn meine ältesten Ahnen sind nur frisch geschlüpfte Küken verglichen mit diesen imposanten Herrschaften in der Toga, und sie werden eine enorme und befriedigende Aufwertung für mich bedeuten, jene sechshundert Jahre. Mark Twain KAPITEL 1 Es gibt keinen Charakter, mag er noch so gut und edel sein, der nicht durch Spötteleien, mögen sie noch so armselig und geistlos sein, verleumdet werden kann. Man betrachte zum Beispiel den Esel: Sein Charakter ist beinahe tadellos, seine Intelligenz ist der aller anderen niederen Tiere überlegen, doch seht, was Spötteleien aus ihm gemacht haben. Statt dass wir uns geschmeichelt fühlen, wenn man uns einen Esel nennt, kommen uns Bedenken. Knallkopf Wilsons Kalender Man kann die Wahrheit sagen oder bluffen, aber man muss den Stich machen. Knallkopf Wilsons Kalender Das Städtchen Dawson's Landing, der Schauplatz der berichteten Ereignisse, liegt auf der MissouriSeite des Mississippi, von St. Louis eine halbe Tagesreise mit dem Dampfer nach Süden. Im Jahre 1830 war es eine schmucke kleine Ansammlung von bescheidenen ein- und zweistöckigen Holzhäusern, deren getünchte Wände hinter dem Rankengewirr von Kletterrosen, Geißblatt und Purpurwinde fast verschwanden. Jedes dieser hübschen Heime besaß einen Vorgarten, begrenzt von einem weißgestrichenen Lattenzaun, in dem Malven, Ringelblumen, Springkraut, Amarant und andere altmodische Blumen üppig blühten, während auf den Fensterbrettern Holzkästen mit Moosrosen standen und Töpfe, in denen Geranien mit ihrer kräftig roten Blütenfülle das vorherrschende Blassrot de
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