Stumme Opfer/Messer im Schatten von John Sandford - Taschenbuch

Stumme Opfer/Messer im Schatten
Zwei Lucas-Davenport-Romane in einem Band
ISBN/EAN:  9783442134366
Sprache: Deutsch
Umfang: 800 S.
Einband: kartoniertes Buch
Auch erhältlich als:
Zwei Fälle für Lucas Davenport "Stumme Opfer": Der Mann in der Zelle trägt einen Allerweltsnamen, aber der täuscht gewaltig: Michael Bekker ist ein hochgradiger, hundertfünfzigprozentiger Psychopath und Schmerzfreak, besessen von der Idee, jene >Strahlung< zu erforschen, die seiner Meinung nach im Augenblick des Todes vom menschlichen Auge ausgeht. Bekker weiß nur zu genau, daß sie ihn nach Prozeßschluß nach Oak Park schaffen werden, in einen Hochsicherheitskäfig mit Videokamera und versteckten Mikrophonen. Als ihm kurz vor der Urteilsverkündung die Flucht gelingt, steht für alle Beteiligten fest, daß sie das Schlimmste zu erwarten haben. Niemand in New York kann vor der Bestie sicher sein. Nur einer ist in der Lage, Bekker zu stoppen: Lucas Davenport, der den psychotischen Killer einst gefaßt und bei dieser Gelegenheit aufs Übelste zugerichtet hat. Bekker, der Davenport sein narbenentstelltes Gesicht zu verdanken hat, fürchtet den Ex-Polizisten mehr als den Tod. Kein Grund für Davenport, den Augenschlitzer zu unterschätzen. Er weiß nur zu genau, mit wem er es zu tun hat - mit einem eiskalten, kalkulierenden, ebenbürtigen und zu allem entschlossenen Gegner. "Das Messer im Schatten": Inspector Lucas Davenport von der Polizei in Minneapolis steht vor einem gewaltigen Problem: Ein psychopathischer Killer, der es offenbar ausschließlich auf Frauen abgesehen hat, versetzt die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Im weiten Umkreis hinterläßt er seine blutige Spur, und niemand scheint ihn aufhalten zu können. Gemeinsam mit einer Kollegin versucht Davenport, dem Morden ein Ende zu bereiten. Doch selbst nachdem die Polizei das Rätsel und die Identität des skrupellosen Killers gelüftet hat, ist die Jagd noch nicht vorüber. Denn hier hat es Davenport mit einem Gegner zu tun, der ihm stets ein paar Schritte voraus ist. Und das kann tödlich sein.
John Sandford ist das Pseudonym des mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Journalisten John Camp. Seine Romane um den Polizisten Lucas Davenport erobern regelmäßig die Top Ten der amerikanischen Bestsellerlisten. John Sandford lebt in Minneapolis.
1 Durch das Chaos in Bekkers Hirn zuckte es wie ein jäher Blitz. Das Schwurgericht Er schnappte danach, wie man eine Fliege mit der hohlen Hand fängt. In sich zusammengesackt saß er auf der Anklagebank und ließ - mit einem Blick, so leblos wie die Kunststoffkugeln in einem Puppengesicht - die leeren blauen Augen durch den Gerichtssaal wandern. Einen Atemzug lang hakte der Blick sich am Lichtschalter fest, ehe er sich nach unten tastete, zur Steckdose, und schließlich an der Reihe der Gesichter entlangglitt, die ihn anstarrten. Man hatte ihm das Haar kurz gestutzt, der übliche Gefängnisschnitt, den Bart aber stehenlassen. Ein Akt der Barmherzigkeit, denn was sonst hätte die rosafarbenen Narben verdecken sollen, die ihm wie das Muster eines Schnittbogens ins Gesicht gezeichnet waren? Im unteren Drittel des Bartes schimmerte als rotes Oval der Mund. Die feuchten Lippen klappten auf, schlossen sich wieder, klappten auf - unablässig, wie bei einem Aal, der in der Reuse gefangen ist und nach Luft schnappt. Bekker spürte dem Gedanken nach. Das Schwurgericht Hausfrauen, Rentner, Gestrandete, die von der Fürsorge lebten. Das sollten Gleichgestellte sein - Leute, die aus der gleichen sozialen Schicht kamen wie er? Lächerlich. Er war Doktor der Medizin. Beruflich anerkannt und geachtet. Eine Koryphäe. Da konnte er doch nur den Kopf schütteln. Ausführungen.? Von vorn kam das. Die Richterin, die schwarze Krähe, hatte es gesagt. Und nun bahnten sich die Worte taumelnd ihren Weg in sein Gehirn. »Können Sie den Ausführungen folgen, Mr. Bekker?« Was.? Der Pflichtverteidiger, dieser glatthäutige Idiot, zupfte ihn am Ärmel. »Stehen Sie auf.« Was.? Die Anklagevertreterin starrte zu ihm hinüber, Haß im Blick. Haß, den er körperlich spüren konnte. Und er öffnete sein Gehirn einen Spalt weit und ließ den Haß zurückfluten. Dich hätte ich gern mal in den Fingern, nur fünf Minuten. Sollst mal sehen, wie schnell ich dich mit einem scharfen Skalpell aufschlitzen würde. Zip, zip - und schon wärst du gespreizt wie eine Auster. Aufgeklappt wie eine gottverdammte Muschel. Die Staatsanwältin spürte, daß etwas in ihm vorging. Bei der mußte man aufpassen. Sechshundert Männer und Frauen hatte sie schon hinter Gitter gebracht. Aber das Weib mit seinen albernen Drohungen und verworrenen Antragsbegründungen konnte ihm gestohlen bleiben. Was hier herauskam, stand sowieso fest. Eine Farce, das Ganze. Lohnte sich nicht, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Dahinvegetieren in Hennepin, in den Käfigen des Bezirksgefängnisses. Und verkümmern ohne seine Medikamente. Aber nun war die Stunde gekommen. Sein Blut floß immer noch zu langsam. Quälte sich zähflüssig wie Erdbeermarmelade durch die Adern. Er wollte dagegen ankämpfen, war allerdings auf einmal mehr damit beschäftigt, niemanden merken zu lassen, wieviel Anstrengung ihn das kostete. Konzentration. Der Gerichtssaal war mit fahlbraunem Holz getäfelt. Vorn der Richtertisch auf einem Podest. Rechts das Geviert der Geschworenen und der Tisch der Anklagevertreterin. Mitten im Raum die Anklagebank, gegenüber dem Richtertisch. Ein Geländer trennte den hinteren Teil des Raumes ab. Vierzig Zuschauerstühle, hart und unbequem, am Boden festgeschraubt. Eine Stunde vor Beginn der Verhandlung waren dort schon alle besetzt gewesen. Die Hälfte der Plätze hatte man für die Presse reserviert, die anderen ergatterten diejenigen, die zuerst gekommen waren. Und die ganze Zeit über, während hier vorn geredet und geredet wurde, konnte er die Gaffer da hinten seinen Namen raunen hören. Bekker, Bekker, Bekker. Die Geschworenen schoben sich nach draußen, einer hinter dem anderen. Ohne auch nur einmal zu ihm herüberzuschauen. Das Gesocks, das angeblich der gleichen sozialen Schicht angehörte wie er, zog sich zurück. Und wenn sie sich ausgequatscht hatten, kamen sie zurück und sprachen ihn schuldig. Schuldig des mehrfachen, vorsätzlichen Mordes. Genauso würde es kommen. Und dann brachte die Krähe am Richterti
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