Ling Ma: New York Ghost

Seuchen sind das Thema der Stunde. Es gibt viele Neuerscheinungen, die sich mit dem Thema beschäftigen, das uns nun schon ein Jahr im Griff hat. So zum Beispiel Monschau von Steffen Kopetzky, ein Roman über den letzten Ausbruch der Pocken im Deutschland der 60er. Der Roman New York Ghost, im Original Severance, von Ling Ma ist allerdings schon 2018 erschienen.

Die Handlung setzt ein bei einer Gruppe junger Menschen, die sich ihre Fähigkeiten zum Überleben ohne Zivilisation über Google aneignet – solange das Netz noch funktioniert. Der Anführer ist ein IT-ler, der die anderen zu einer quasi-religiösen Gemeinschaft verbindet und sich mit Ihnen auf den Weg zur „Anlage“ macht, die die Basis für ihr zukünftiges Leben werden soll. Candace, die Ich-Erzählerin, ist als letztes zur Gruppe gestoßen. Bis zuletzt war sie in New York allein unterwegs und hat für ihren Blog New York Ghost die vom Shen Fieber entvölkerte Stadt fotografiert.

Die Gegenwartshandlung wird durch ausführliche Rückblenden unterbrochen, die die Vorgeschichte Candace‘ und die Ihrer Eltern, die aus China nach Amerika eingewandert sind, erzählen. Das Irritierende an der Geschichte ist, mit welcher Beharrlichkeit die Hauptfigur an ihrer Routine festhält, die im Angesicht der Katastrophe und der Auflösung aller Bindungen, der einzige stabilisierende Faktor zu sein scheint.

Ling Mas Roman wirft einen kritischen Blick auf unsere globalisierte Welt und auf unsere Strategien, mit deren Bedrohungen umzugehen: eine sehr beunruhigende Lektüre, die man nicht aus der Hand legen kann.

 

Titel: New York Ghost
Autor: Ma, Ling
Datum der Veröffentlichung: 23.03.2021
Verlag: CultureBooks Verlag
Sprache: Deutsch
Genre: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
ISBN: 9783959881524
Rezensent: Sonja Segerer
Bewertungsergebnis: 4sterne.png (4/5)
Datum der Bewertung: 02.04.2021