Die USA, Israel und der Nahe Osten von Rolf Steininger - gebundenes Buch

Die USA, Israel und der Nahe Osten
Von 1945 bis zur Gegenwart
ISBN/EAN:  9783957682345
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S., 44 s/w Illustr.
Einband: gebundenes Buch
Im globalen Spiel der Mächte seit 1945 war der Nahe Osten eines der Hauptfelder der amerikanischen Politik. Die USA waren von Anfang an die entscheidende Macht in dieser Region, die von strategischer Bedeutung war: Dort gab es Öl, das für den Westen gesichert werden musste. In den Jahren des Kalten Krieges bis 1990/91 hieß der Gegner Sowjetunion. Und es gab den neuen Staat Israel, den die arabischen Staaten vernichten wollten. Ein Krieg folgte dem anderen: Israels Unabhängigkeitskrieg 1948/49, Suezkrieg, Sechstagekrieg, Yom Kippur-Krieg, Libanonkrieg, zwei Golfkriege. Es gab Bürgerkriege im Libanon, im Jemen und in Syrien, Revolutionen im Irak und im Iran, die sowjetische Invasion Afghanistans und nach 9/11 den Krieg gegen den Terror. In dem Spannungsfeld Öl, Israel, Palästinenser, panarabischer Nationalismus, Kalter Krieg, islamistischer Terror und Mullah-Regime im Iran bewegte sich die amerikanische Politik in einer Region, die von Extremismus und Instabilität geprägt war. Der renommierte Zeithistoriker Rolf Steininger legt hier auf der Basis umfangreicher Akten die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung dieser unglaublich spannenden Geschichte vor. Dabei liefert er zahlreiche neue Erkenntnisse, u. a. zur US-Intervention im Libanon, zur israelischen Atombombe, zum Bürgerkrieg im Jemen, zum Frieden zwischen Israel und Ägypten, zur gescheiterten Geiselbefreiung im Iran und zum längsten Krieg in der Geschichte der USA - dem Krieg in Afghanistan. 43 Fotos und eine Karte ergänzen den Band.
Rolf Steininger, Dr. phil., o. Universitätsprofessor, geb. 1942 in Plettenberg/Westfalen; Studium Geschichte und Englisch in Marburg, Göttingen, München, Lancaster und Cardiff, 1971 Promotion und 1976 Habilitation an der Universität Hannover, dort bis 1983 Professor; von 1984 bis zur Emeritierung 2010 Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, von 2008-2018 auch an der Freien Universität Bozen; seit 1989 Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans, seit 1995 Jean Monnet-Professor; Gastprofessor in Tel Aviv, Queensland (Australien) und New Orleans, Gastwissenschaftler in Ho Chi Minh-Stadt (Saigon), Hanoi, Kapstadt und Arcata (Humboldt State University); 1993 Ruf an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2007 an die Freie Universität Bozen; 2011 Tiroler Landespreis für Wissenschaft; zahlreiche Veröffentlichungen und preisgekrönte Hörfunk-, Film- und Fernsehdokumentationen zur Zeitgeschichte. www.rolfsteininger.at
I.Kapitel: US-Präsident Franklin D. Roosevelt trifft König Ibn Saud 1.Erste Kontakte und Ibn Saud auf der USS Murphy: Alles begann mit dem erwähnten Treffen zwischen US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dem saudischen König Ibn Saud am 14.Februar 1945 auf dem Kriegsschiff USS Quincy im Suezkanal. Noch vor seiner Abreise aus Washington zum Treffen mit Churchill und Stalin in Jalta vom 4. bis 11.Februar hatte Roosevelt ein solches Treffen geplant. Bei einem kurzen Aufenthalt in Ägypten wollte er König Faruk von Ägypten, Kaiser Haile Selassie von Äthiopien und eben Ibn Saud treffen. Als er Churchill in Jalta darüber informierte, war der einigermaßen erstaunt, lag doch Saudi-Arabien im britischen Einflussbereich, genauso wie Transjordanien, der Irak, Bahrain, Oman, Ägypten und Palästina. Mit Blick auf Saudi-Arabien dachte Roosevelt strategisch und für die Zukunft. Das war neu. Noch Anfang 1941 hatte er den Vorschlag des State Department, die Lend-Lease-Lieferungen auch auf Saudi-Arabien auszudehnen, mit dem Satz abgelehnt: 'Das ist doch etwas weit weg für uns!' Das offizielle Washington zeigte zu diesem Zeitpunkt wenig bis gar kein Interesse am Nahen Osten, obwohl es seit 1938 zumindest eine Verbindung mit Saudi-Arabien gab: Ibn Saud hatte der amerikanischen Ölgesellschaft Standard Oil Company of California (1944 wurde daraus die Aramco, die Arabian American Oil Co.) die alleinige Konzession für sein Land erteilt. Der König hatte nicht vergessen, dass die Briten sich nicht an ihre ­Zusage aus dem Ersten Weltkrieg gehalten hatten, sich für ein arabisches Großreich einzusetzen. Die Briten waren anschließend auch nicht am Öl Saudi-Arabiens interessiert, das dort nur in geringen Mengen gefördert wurde - was sich erst in späteren Jahren dramatisch ändern sollte. Sie bezogen ihr Öl primär aus dem Irak, dem Iran, Kuwait und Bahrain. Sie hatten auch dafür gesorgt, dass Amerikaner dort keine Konzessionen bekamen. Immerhin nahmen die USA aber 1939 diplomatische Beziehungen mit Saudi-Arabien auf, ohne allerdings einen Diplomaten in das Land zu entsenden. Wenn etwas zu tun war, erledigte das der amerikanische Vertreter in Kairo. Mit dem Eintritt der USA in den Weltkrieg Ende 1941 änderte sich dann alles: die USA würden in Zukunft mehr Öl brauchen, als sie selbst produzierten. Saudi-Arabien wurde interessant. Washington wurde sich der Bedeutung der arabischen Ölfelder mit ausschließlich amerikanischer Konzession mehr und mehr bewusst. Gleichzeitig wollte die Armee einen Luftwaffenstützpunkt in einem Gebiet im Nahen Osten, das nicht von Briten oder Franzosen kontrolliert wurde. Und das war Saudi-Arabien. Im April 1942 wurde der Berufsdiplomat James Moose in der damaligen Hauptstadt Dschidda stationiert. Auf Drängen von Innenminister Harold Ickes, der gleichzeitig die amerikanische Ölversorgung koordinierte, erklärte Roosevelt im Februar 1943 Saudi-Arabien für lebenswichtig für die Verteidigung der USA und von daher berechtigt, finanzielle Unterstützung zu erhalten. Ein britischer Journalist formulierte das so: 'Der große Übernahmekampf der Amerikaner hat begonnen.' Damit lag er nicht ganz falsch. Von da an gab es nämlich auch immer mehr Kontakte zwischen Saudis und Amerikanern. Im September 1943 wurden zwei Söhne des Königs (von denen einer der spätere König Faht wurde) nach Washington eingeladen und freundlichst behandelt. Ihnen wurde sogar ein Sonderzug zur Verfügung gestellt, der sie auf eine Sightseeing Tour an die Westküste brachte. Als sie ihrem Vater später berichteten und ihm auch mitteilten, Roosevelts Hobby sei das Briefmarkensammeln, schickte der dem Präsidenten einen Satz seltener Marken aus Saudi-Arabien. Roosevelt bedankte sich am 10.Februar 1944 für dieses Geschenk und äußerte gleichzeitig die Hoffnung, den ­König demnächst treffen zu können, denn 'es gibt viele Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte'. Als erstes durften die Amerikaner am Ort ihrer Ölfirma in Dhahran ein Konsulat eröffnen. Etwa zur gleichen Zeit, Anfang 1944, wurde die diplomatische Mission in Dschidda in den Rang einer ­Gesandtschaft erhoben. Der neue Mann dort war der hoch ­dekorierte ehemalige Nachrichtenoffizier Oberst William A. 'Bill' Eddy. Mit ihm begann eine neue Ära in den Beziehungen USA - Saudi-Arabien. Eddy war eine interessante Persönlichkeit. Er wurde 1885 in Sidon (damals Syrien, heute Libanon) geboren. Seine Eltern waren presbyterianische Missionare. Eddy wuchs zweisprachig auf, blieb bis zur High School im Nahen Osten und besuchte dann das College of Wooster in New York. Nach seinem Abschluss an der Princeton University 1917 trat er noch im selben Jahr in das Marine Corps ein, kämpfte als Nachrichtenoffizier im Juni 1918 bei Paris gegen die Deutschen, wurde schwer verwundet in die USA zurückgebracht und dort mit dem Navy Cross, dem Distinguished Service Cross, zwei Silver Stars und zwei Purple Hearts ausgezeichnet. Nach dem Ersten Weltkrieg unterrichtete Eddy zunächst an der Peekskill Military Academy in New York, dann als Professor für englische Literatur am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire. Nach einer kurzen Tätigkeit an der Amerikanische Universität Kairo kehrte er 1928 in die USA zurück und übernahm erneut eine Lehrtätigkeit am Dartmouth College. Im Jahr 1936 wurde er zum Präsidenten des Hobart College im Bundesstaat New York ernannt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte er als Nachrichten­offizier im Range eines Oberstleutnants in den Militärdienst zurück und wurde Marine-Attaché in Kairo. Dort arbeitete er für das Office of Naval Intelligence und das Office of Strategic Services (OSS). Im Dezember 1941 wurde Eddy nach Tanger in Marokko versetzt. Dort beteiligte er sich maßgeblich am Erfolg der alliierten Operation Torch, die 1942 zu der von General George S. Patton geführten ­Invasion der Alliierten in Afrika führte. Im September 1944 ­wurde er im Rang eines Oberst zum Gesandten in Dschidda ernannt, wo er seine militärische Herkunft nicht verleugnete: während seiner Dienstzeit trug er stets die Uniform eines Marineoffiziers. Aus einem ersten Treffen mit Ibn Saud entwickelte sich dann eine tiefe Freundschaft. Eddy bewunderte den König, nicht wegen seiner zahlreichen Frauen, sondern weil dieser Mann - nur fünf Jahre älter als er selbst - es geschafft hatte, die Stämme der arabischen Halbinsel zu unterwerfen und das Land zu einen und so 1932 das Königreich Saudi-Arabien zu gründen. Für ihn war Saudi-Arabien nach eigener Aussage 'die kostbarste Perle im Nahen Osten', die es für die Amerikaner zu gewinnen galt. Er wurde zur treibenden Kraft hinter dem Treffen zwischen Roosevelt und Ibn Saud. Die Konferenz von Jalta bot sich für dieses Treffen an. Am 3.Februar 1945 informierte der amtierende US-Außenminister Josef C. Grew Eddy und die Vertreter in Kairo und Addis Abeba über den Wunsch des Präsidenten, die drei oben genannten Personen zu treffen, und zwar 'etwa am 10.Februar an Bord eines amerikanischen Kriegsschiffes in Ismailia'. Diese Meldung setzte eine Geheimoperation der besonderen Art in Gang. Am einfachsten war noch der amerikanische Teil. Das Kriegsschiff war der 205 Meter lange Schwere Kreuzer USS Quincy, der am Tag zuvor zusammen mit dem Zerstörer USS Murphy in Malta eingetroffen war. An Bord der Quincy waren Präsident Roosevelt mit seiner Begleitung gewesen, die anschließend von Malta weiter auf die Krim zur Konferenz mit Stalin und Churchill geflogen waren. Am 6.Februar setzten sich beide Schiffe von Malta aus in Richtung Ägypten in Bewegung, wo sie am 8.Februar im Bittersee im Suezkanal eintrafen. Von da an begann der schwierigere Teil: die Murphy sollte weiter nach Dschidda fahren und dort den saudischen König an Bord nehmen und zur Quincy zum Treffen mit Roosevelt bringen. Der Kommandant der Murphy, Bernhard A. Smith, ­hatte keine Ahnung von dem, was ihn in Dschidda erwarten würde, ­wusste auch nicht, dass Eddy die Dinge organisiert hatte. Die einzige Karte vom Hafen der Stadt stammte aus dem Jahr 1834; kein ameri...
Einleitung I. Kapitel: Franklin D. Roosevelt trifft König Ibn Saud 1. Erste Kontakte und Ibn Saud auf der USS Murphy 2. Zionisten im Biltmore-Hotel 3. Das Treffen auf der USS Quincy im Suezkanal Fazit II. Kapitel: Harry S. Truman: „I am Cyrus!“ Die Gründung Israels 1. 100.000 jüdische Displaced Persons nach Palästina 2. Das Anglo-American Committee of Inquiry 3. Das United Nations Special Committee on Palestine (UNSCOP) 4. Die Teilung Palästinas: Ein Staat für die Juden, ein Staat für die Araber 5. Terroranschläge 6. Truman unterschreibt Fazit III. Kapitel: Dwight D. Eisenhower: Der Iran, der Suezkrieg, eine neue Doktrin und die Operation Blue Bat 1. Der Iran und die Operation Ajax 2. Der Bagdad-Pakt 3. Der Suezkrieg a) Die Rolle Israels b) Der Angriff c) Washington greift ein 4. Die Eisenhower-Doktrin 5. Der Libanon und die Operation Blue Bat 6. Israel und Ägypten Fazit IV. Kapitel: John F. Kennedy: Keine israelische Atombombe, Bürgerkrieg im Jemen und die Operation Hard Surface in Saudi-Arabien 1. Israels Atomreaktor in Dimona 2. Bürgerkrieg im Jemen und die Operation Hard Surface in Saudi-Arabien Fazit V. Kapitel: Lyndon B. Johnson: Der Sechstagekrieg und Israels Angriff auf die USS Liberty 1. Der Sechstagekrieg a) Der Überraschungsangriff b) Die Vorgeschichte c) Moskaus Warnung d) Lyndon B. Johnson: „Israel will not be alone unless ...“ e) Leonid Breschnew: „Der kritischste Augenblick für die VAR.“ f) Moskaus Drohung g) Das Ergebnis 2. Israels Angriff auf die USS Liberty Fazit VI. Kapitel: Richard M. Nixon: Der Yom Kippur-Krieg und die Alarmstufe DEFCON 3 a) Der Angriff b) Die Lage auf dem Golan c) Die Lage am Suezkanal d) US-Luftbrücke und Israels Vorstoß e) DEFCON 3 Fazit VII. Kapitel: Gerald Ford und Henry Kissingers Sinai II-Abkommen VIII. Kapitel: Jimmy Carter: Camp David, Geiseldrama in Teheran und Sowjets in Afghanistan 1. Camp David und der Frieden zwischen Israel und Ägypten a) Carters Initiative b) Wahlsieg von Menachem Begin c) Ägyptens Präsident Sadat in Jerusalem d) Begin in Washington e) 13 Tage in Camp David f) Frieden zwischen Israel und Ägypten g) Keine Autonomie für die Palästinenser 2. Geiseln in Teheran 3. Sowjets in Afghanistan 4. Desaster im Iran: Die gescheiterte Operation Eagle Claw Fazit IX. Kapitel: Ronald Reagan: AWACS-Flugzeuge für Saudi-Arabien, Desaster im Libanon und drei erfolgreiche Militäroperationen 1. AWACS für Saudi-Arabien 2. Desaster im Libanon (I) 3. Reagans Friedensplan für den Nahen Osten 4. Massaker in Sabra und Shatila 5. Desaster im Libanon (II) 6. Bomben auf Gaddafis Libyen und die Operation El Dorado Canyon 7. Militäroperationen im Persischen Golf Fazit X. Kapitel: George H. W. Bush: Von der Operation Desert Storm zur Nahost-Konferenz in Madrid 1. Die Operation Desert Storm a) Die irakische Invasion b) Die Operation Desert Shield c) Geiseln als Schutzschild d) Von Desert Shield zu Desert Storm e) Die „Mutter aller Schlachten zwischen Recht und Unrecht.“ 2. Die Nahost-Konferenz in Madrid a) James Baker und AIPAC b) Erste Intifada, PLO und Hamas c) Yitzhak Shamir und Yitzhak Rabin Fazit Kapitel XI.: Bill Clinton: Von Oslo nach Camp David und Arafats „Nein“ 1. Die Prinzipienerklärung und Oslo I und II 2. Die Ermordung von Yitzhak Rabin 3. Camp David II und PLO-Chef Yassir Arafats „Nein“ 4. Islamistischer Terror Fazit XII. Kapitel: George W. Bush: Der „Krieg gegen den Terror“ und eine road map für den Nahen Osten 1. Der neue Präsident und 9/11 2. Afghanistan: Die Operation Enduring Freedom 3. Irak: Die Operation Iraqi Freedom 4. Die road map für den Nahen Osten Fazit XIII. Kapitel: Barack Obama: Ein Neuanfang für den Nahen Osten? 1. Der neue Präsident 2. Israel undPalästina 3. Der Krieg im Irak 4. Der Krieg in Afghanistan 5. Geronimo: Das Ende von Osama bin Laden 6. Der Drohnenkrieg 7. Der „Arabische Frühling“ a) Selbstverbrennung in Tunesien b) Ägypten c) Libyen 8. Die „rote Linie“ in Syrien 9. Das Atomabkommen mit dem Iran 10. Terror und Islamischer Staat (IS) Fazit XIV. Kapitel: Donald J. Trump: Bewegung im Nahen Osten? 1. Der neue Präsident 2. al-Assad und Syrien 3. Saudi-Arabien 4. Israel und Jerusalem 5. Das Atomabkommen mit dem Iran 6. Israel und Palästina a) Der Golan b) Der Friedensplan für den Nahen Osten c) Die Abraham-Deklaration Fazit XV. Kapitel: Schlussbetrachtung 1. Grundsätzliches 2. Saudi-Arabien und das Öl 3. Israel 4. Sowjets in Afghanistan 5. Afghanistan, Irak und Syrien 6. Der Iran 7. Desaster in Afghanistan Ausblick Anhang Anmerkungen Abkürzungen Zeittafel Literaturverzeichnis Personenverzeichnis Bildnachweis
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