Kampfabsage von Ilija/Hoskoté Trojanow - Taschenbuch

Kampfabsage
Kulturen bekämpfen sich nicht - sie fließen zusammen
ISBN/EAN:  9783453600959
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Einband: kartoniertes Buch
Auch erhältlich als:
Eine Streitschrift gegen falsche Feindbilder und für mehr Mut, Vernunft und Miteinander Von all den Schlagwörtern, die seit Ende des Kalten Krieges die Welt zu erklären versuchen, ist das vom 'Kampf der Kulturen' das prägnanteste und verheerendste zugleich. Mit ihm wurden weltweit neue Feindbilder geschaffen und Konflikte geschürt. Bestsellerautor Ilija Trojanow und der indische Dichter und Kulturkritiker Ranjit Hoskoté entlarven die Unsinnigkeit dieser These und rücken den Propheten eines kulturellen Weltkriegs die Köpfe zurecht. DIE Antwort auf Huntingtons These vom 'Kampf der Kulturen'.
Ilija Trojanow, 1965 in Bulgarien geboren, in Kenia aufgewachsen, studierte und arbeitete viele Jahre in Deutschland. Seit 1998 lebt er in Bombay. Ein Kosmopolit per excellence! Trojanow ist Autor, unter anderem bei Hanser, Herausgeber und Verleger des Marino Verlages in München, der 1999 dem Programm von Frederking & Thaler angegliedert wurde. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit afrikanischer Geschichte, Kultur und Literatur. Der Autor erhielt zahlreiche Preise: 1995 den Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf sowie ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds e.V., 1996 den Marburger Literaturpreis, 1997 den Viktor-von-Scheffel-Preis und Thomas-Valentin-Preis der Stadt Lippstadt und 2000 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. Bei Frederking & Thaler ist von ihm in Zusammenarbeit mit Chenjerai Hove "Hüter der Sonne" erschienen. Trojanow ist Autor des SIERRA-Aktionsbandes zum Welttag des Buches 2001 "Der Sadhu an der Teufelswand". Ilija Trojanow erhielt für seinen Roman DER WELTENSAMMLER (Hanser 2006) u. a. den Preis der Leipziger Buchmesse.
Jeden Samstag und Sonntag kommen in ganz Europa Menschen aus allen Lebensbereichen zusammen und feiern ihre Idole. Angetan mit den Trikots ihrer Helden füllen sie die Stadien, um zwei Stunden lang zu schreien und ihre Mannschaft anzufeuern. Was singen sie in den Momenten der Freude und Ekstase? Welche Parole eint sie alle, egal, ob sie nun bequem in München auf der Tribüne sitzen oder in Manchester unruhig von einem Bein auf das andere hüpfen? Olef Rhythmisch wiederholt in einer bestimmten, unverkennbaren Abfolge: Ole. Ole Ole Ole. Die meisten Fans bringen den Schlachtgesang wahrscheinlich mit Spanien in Verbindung, assoziieren damit Toreros oder Don Juan. Welcher Hooligan weiß schon, daß der Schlachtruf, mit dem sich die Fans gegenseitig aufpeitschen, das arabische Wort für Gott ist? Die Fußballstadien Europas hallen wider von "Allah!"-Rufen.Wahrlich, der Westen ist in Gefahr. Die Kräfte des Bösen sind mitten unter uns, sie haben unsere Verteidigungslinien durchbrochen, ihr Gift von Zwist und Zerstörung in unserer harmonischen Gesellschaft versprüht. "MEKKADEUTSCH-LAND. Die stille Islamisierung" tönte es neulich vom Titel des Spiegel. Nach dem Mord an dem holländischen Filmemacher Theo van Gogh verkündeten die Experten das Ende der multikulturellen Gesellschaft. In England und Frankreich werden Einwanderer immer mehr als Bedrohung betrachtet. Und dieses Phänomen ist nicht auf Europa beschränkt. In Indien hat die politische Bewegung der "Hin-dutva" eine reine (und rein fiktive) Hindu-Identität konstruiert, die alle Minderheiten ausschließt. In der arabischen Welt brandmarkt ein monochromes islamistisches Dogma alle abweichenden Interpretationen als Blasphemie. Und weltweit hat der "Krieg gegen den Terror", der sich auf vage Rechtfertigungen stützt, Metastasen gebildet und propagiert einen Kampf der Kanonen und Kulturen. Wir stehen am Rande einer Katastrophe (oder "Edge of Disaster", wie der reißerische Titel einer Sendung auf CNN lautet), zumindest behaupten das die Medien, wir müssen Seite an Seite unsere Werte und Traditionen verteidigen. Unser Gegner ist das Fremde, das abgewehrt werden muß. Unabhängig davon, wie ehrlich es die Schwarzseher meinen (und Zweifel sind durchaus angebracht, denn "Sex sells", aber Kriege verkaufen sich noch viel besser), treten sie allen Ernstes für eine homogene, einheimische Kultur ein, die sich aus dem Innern einer Nation, ihrer Tradition und Religion heraus entwickelt hat? Der Unterschied zum anderen, zum Fremden wird als unverrückbar und unüberbrückbar definiert, gemeinsame Wurzeln und lokale Variationen werden ignoriert. Doch diese Einstellung ist falsch; wer ihr anhängt, verschließt die Augen vor der Geschichte.Nehmen wir zum Beispiel die Behauptung, das Abendland sei durch seine jüdisch-christliche Tradition geprägt.Allgemein ist man der Ansicht, daß die Bedeutung des modernen Europa in der Renaissance begründet wurde, jener Zeit der kulturellen Blüte, die von der Rückbesinnung auf die Antike und der Entdeckung des Individuums inspiriert wurde. Die Renaissance ist die große Errungenschaft des europäischen Genius und bildet die Grundlage der europäischen Identität. Die großen Denker dieser Epoche haben philosophische Umwälzungen angestoßen, die das Zeitalter der Vernunft und Aufklärung einläuteten, die uns die Trennung von Kirche und Staat, die Menschenrechte und die Idee der Freiheit brachten. Diese Darstellung ist an sich richtig, aber nicht vollständig.Wir werden zeigen, daß der Ursprung der wichtigsten westlichen Werte, Technologien und kulturellen Errungenschaften im Mittelmeerraum des 9. bis 15. Jahrhunderts zu finden ist, vor allem im muslimischen Herrschaftsgebiet al-Andalus auf der iberischen Halbinsel, im arabisierten normannischen Königreich Sizilien sowie in den Handelszentren der italienischen Stadtstaaten mit Venedig als kosmopolitischem Zentrum. Dort blühten unter islamischer und christlicher Schirmherrschaft Mathematik und Kartographie, Philosophie und Medizin, Poesie und
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