Die Philosophin und Chefredakteurin des »Philosophie Magazins« setzt sich in ihrer gründlichen und anregenden ideengeschichtlichen Darstellung mit der Herausbildung der Sensibilität auseinander. Sie folgt den Spuren der Zähmung des europäischen Menschen, wägt unterschiedliche Argumentationslinien so namhafter Philosophen wie Nietzsche, Hume, Roussau und vieler anderer gegeneinander ab. Bestechend ist ihr Zugang jedoch insbesondere dadurch, dass Flaßpöhler sich stets an den Konfliktlinien des zeitgenössichen Diskurses ausrichtet. Anders formuliert, ergründet sie die Frage, wann individuelle Evolution gefragt ist und wann gesellschaftliche Revolution.
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Fast zweihundert Jahre nach dem Erscheinen des »Traktats« wird der Philosoph Max Scheler diesen Gedanken aufgreifen und, anders als Hume, die »Gefühlsansteckung« vom Mitfühlen und Mitleiden scharf trennen. Die Ansteckung, so Scheler, habe mit Sensibilität für andere Gemütszustände im Grunde nichts zu tun, sondern sei schlicht reaktiv. […] Nein, sondern vielmehr nur dies: dass Ansteckung aus Schelers Sicht noch kein Mitfühlen und Mitfühlen wiederum, das hat auch Hume erkannt, noch keine ethische Haltung ist. Werfen wir also einen Blick auf jenen Teil des »Traktats [über die menschliche Natur]«, in dem Hume sich mit der Moral beschäftigt und darlegt, wie sie mit der Empathie zusammenhängt. Seine These lautet: Der Verstand kann uns nicht sagen, ob eine Handlung gut oder schlecht ist […] Tugend und Laster existieren überhaupt nur als Erfahrung.
Quelle: Dieser Buchtipp stammt aus unserem SEKO Newsletter 21/23 mit Buch- und Rundfunktipps für literarisch Interessierte und Neuigkeiten rund um SEKO. Zur Anmeldung geht es hier.
Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren, Gelesen von Sonngard Dressler, MP3-CD
