Stefan Creuzberger | Das deutsch-russische Jahrhundert

Das deutsch-russische Verhältnis hat – in seiner ganzen Ambivalenz, Widersprüchlichkeit und Gewalterfahrung - im 20. Jahrhundert eine Schlüsselrolle gespielt. Stefan Creuzberger spürt dieser spannungsreichen Beziehungsgeschichte in all ihren Wendungen, Zäsuren und Wechselwirkungen nach. Er beschreibt hier die deutsch-russische Geschichte von der Zarenzeit durch die Revolution und die Sowjetunion bis hin zu den Moskauer Verträgen bis schließlich zur Wende und die Gegenwart. Dabei besticht Creuzberger mit seiner brillanten Darstellung von Details, die unser Verständnis dieses komplexen Verhältnisses vertieft und überraschend erhellt.

//leseprobe

Das 20. Jahrhundert mag auf den ersten Blick, aus globaler und auch aus rückwärtiger Sicht, den Eindruck erwecken, es sei ein amerikanisch geprägtes Jahrhundert gewesen. Bei genauerer Betrachtung aber wird die sich bereits seit dem 19. Jahrhundert entwickelnde immense Wirkungskraft deutlich, die von den zeitweilig direkten Nachbarstaaten Deutschland und Russland auch für die internationale Ordnung ausgegangen ist. Beide Länder verbindet eine wechselvolle Beziehung mit gravierenden Folgen. Dies trifft nicht nur auf die beiden großen totalitären Herrschaftsformen, den Nationalsozialismus und den Stalinismus, zu, die tiefe Spuren in der europäischen Geschichte und Identität hinterlassen haben. Auch in der poststalinistischen Periode und während des deutschen Vereinigungsprozesses 1989/90 zeigte sich, wie stark das deutsch-sowjetische Verhältnis auf die damalige bipolare Welt des Kalten Krieges gewirkt hat. Das gilt bis in die Gegenwart: Ungeachtet aller Globalisierungsprozesse gehören das vereinte Deutschland und das heutige Russland weiterhin zu den politischen Akteuren, deren Zusammenspiel das internationale Geschehen beeinflusst. Die Krimkrise und die bislang vergeblichen Bemühungen, sie diplomatisch beizulegen, stehen paradigmatisch für diesen Befund. Es gibt zudem kaum andere Staaten auf der Welt, deren bilaterale Beziehungen während der vergangenen einhundert Jahre auch nur annähernd so nachhaltig durch Revolution und Umbruch, durch Terror und Gewalt sowie Abgrenzung und Verständigung geprägt worden sind.

//über den autor

Stefan Creuzberger, geboren 1961 in Calw, ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Rostock und Leiter der Forschungs- und Dokumentationsstelle des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland. Er publiziert zur deutschen und russischen Geschichte im 20. Jahrhundert und ist unter anderen Mitherausgeber der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD) sowie Mitglied der Gemeinsamen Deutsch-Russischen Geschichtskommission.

Quelle: Dieser Buchtipp stammt aus unserem SEKO Newsletter 51/22 mit Buch- und Rundfunktipps für literarisch Interessierte und Neuigkeiten rund um SEKO. Zur Anmeldung geht es hier.

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