Jasmin Schreiber | Schreibers Naturarium

Dieses Buch ist kein Naturführer im eigentlichen Sinne, es ist eine besonders schön gestaltete und zeitgemäße Einladung, die Natur, die uns umgibt zu erkunden. Bestechend ist Schreibers Hinweis, dass wir trotz aller medialen Brechungen Teil der Natur - sei es als Lebensraum, sei es als Lebewesen - sind und bleiben. In ihrem Naturlesebuch folgt sie dem Jahreslauf und rückt nicht nur Flora und Fauna in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, sondern erörtert geläufig und kenntnisreich alles von den Lebensgewohnheiten der besprochenen Tiere über die Besonderheiten aller möglichen Pflanzenarten bis hin zu den abstrakteren Themen der Biodiversität und anliegender Themen. Ihren ausufernden Fachkenntnissen gesellt die Autorin des weithin bekannten Marianengraben ihr gestalterisches und künstlerisches Talent bei, mit dem sie ihren Text mit sehr schönen Illustrationen schmückt.

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Farbgesättigte Instagram-Bilder und eindrucksvolle Dokus wecken den Wunsch in uns, jene imaginierte »Wildnis« zu schützen, und vernachlässigen dabei einen sehr wichtigen Punkt: dass wir eigentlich vor allem jene Orte bewahren und fördern müssen, in denen Mensch und Natur aufeinanderprallen — was nun einmal tatsächlich für die meisten Orte zutrifft. Biodiversitätsschutz beispielsweise nur auf Schutzgebiete zu beschränken ist einerseits bequem, andererseits auch fatal. Denn wir müssen vielmehr lernen, wie wir in Siedlungen leben und diese durch Transportmittel miteinander verbinden, wie wir Rohstoffe fördern und verwenden können — und zwar mit der Natur um uns herum und ohne sie zu zerstören. Und genau um diese Natur geht es hier in diesem Buch. Wir treffen Tauben, Ameisen und Eichhörnchen; wir gehen zwar auch in den Wald, ans Meer und in die Berge, aber auch in den Park und zum Friedhof, wir knien uns auf den Bordstein und schauen mal, was zwischen den Platten los ist. Es geht um die Natur, die einfach überall ist. Um das Moos, das in der Gehwegritze sein Dasein fristet, um die Tauben auf dem Dach der U-Bahn-Station. Alles vielleicht nicht sehr instatagrammable, aber doch da und vor allem: echt.

 

Quelle: Dieser Buchtipp stammt aus unserem SEKO Newsletter 25/23 mit Buch- und Rundfunktipps für literarisch Interessierte und Neuigkeiten rund um SEKO. Zur Anmeldung geht es hier.